Ein dröhnend lauter Schlag weckte sie. Er war so laut, dass sie sich ihre Finger gegen ihre Ohren pressen musste. Sie wollte liegen bleiben. Ohne zu wissen, wo sie war erschien ihr die Lage aussichtslos. Doch der Boden, auf dem sie lag, strahlte eisige Kälte aus. Also richtete sie sich auf, schaute sich um. Sie war in einem quadratischen Zimmer, der Boden, die Wände, die Decke, alles aus Beton. Nur eine kleine Öffnung an einer Wand, ein Fenster, ließ etwas Licht in den Raum dringen.

Gerade als sie aufstand, um aus dem Fenster zu schaute, schwang ein hölzerner Mast vor das Fenster, als er stehen blieb ertönte erneut ein ohrenbetäubender Schlag. Sie zuckte zurück, wagte aber anschließend doch den Blick nach außen. Vor ihr war nichts als Himmel, unter ihr ebenso, erst in weiter Tiefe, konnte sie, wie sie glaubte, Wolken feststellen. Das Einzige was da war, war der Turm, in dem sie sich scheinbar befand und der schier endlos nach untern ging, sich irgendwo tief unten mit den Wolken vereinte.

Über ihr war eine runde, weiße Scheibe, sie brauchte ein paar Augenblicke, bevor sie die Beschriftung richtig deutete und das Zifferblatt erkannte. Sie war in einer Uhr gefangen. Und ihr einziger Ausweg…. sie blickte nach unten. Es gab keinen. Da bewegte sich der Holzmast, der Zeiger, erneut und sein lauter Schlag fuhr ihr durch Mark und Bein. Sie war gefangen. Entmutigt trat sie zurück, stolperte dabei und fiel zu Boden. Eine schmale Flasche rollte unter ihr hervor, sie war dunkelgrün, zur Hälfte mit einer Flüssigkeit gefüllt. Nur ein Anhänger verriet mehr über den Inhalt: „Zurück in dein altes Leben.“ War das der einzige Weg?

Sie schloss ihre Augen, blieb am Boden liegen. Tag und Nacht wechselten sich ab, wie oft, sie hatte den Überblick verloren. Die Uhr schlug weiter vor sich hin. Das Leben ging weiter und doch hatte es für sie aufgehört. Denn sie war hier. Alleine. Eingesperrt im Nichts. Sie schloss ihre Augen. Auch die nächsten Tage brachten keine Ablenkung. Jede Minute war gleich. Und so fühlte sie sich alles wie immer und doch nie etwas normal an.

Es war Nacht draußen, als sie eine Entscheidung traf. Diese Flasche war die einzige Möglichkeit auf Veränderung. Und dieser leblose Lärm, dieses betäubend, stumme Gefängnis musste sie hinter sich lassen. Sie fischte nach der Flasche, setzte sie an. Einen dumpfen Gedanken in ihrem Hinterkopf ignorierend setzte sie an, nahm einen Schluck.

Ein dröhnend lauter Schlag weckte sie. Er war so laut, dass sie sich ihre Finger gegen ihre Ohren pressen musste. Sie wollte liegen bleiben. Ohne zu wissen, wo sie war erschien ihr die Lage aussichtslos. Ihr war kalt, also setzte sie sich auf. Sie sah, dass sie sich in einem quadratischen Raum befand. Alles war weiß. War es Keramik? Sie wusste es nicht. Da war nur ein Fenster, die Kraft dorthin zu gehen fehlte ihr. Eine Flasche stand nicht weit von ihr entfernt. Doch bei ihrem Anblick sank ihre Trauer noch mehr. Ein Schlag ertönte. Sie begann zu weinen.

Sie wusste nicht, wie lange sie hier gelegen war. Jeder Schlag, fühlte sich wie ein echter Schlag an. Es war Tag, als sie sich entschied, aus der Flasche zu trinken. Sie war dunkelgrün, etwas weniger als zur Hälfte gefüllt. Auf dem Etikett stand: „Zurück in dein altes Leben.“

 

Sie hatte es gerade an ihre Lippe angesetzt, als sie einen Gedanken hatte. Er war leise, leicht zu überhören. Doch die Sonnenstrahlen, die sie berührten, waren energiebringend. Und sie hörte zu. Und ihr viel der Beton-Turm ein. Und der Holz-Turm, der Glas-, Schnee- und Sandstein-Turm. So viele Türme. So viele Wünsche, zurück zu gehen. Zurückzukehren. Ein unmöglicher Wunsch.

Da musste sie lächeln, weil sie verstand. Solang sie der Vergangenheit nachhing, sie eingesperrt von ihr, nie zu neuen Möglichkeiten finden würde. Also nahm sie den einzigen anderen Weg und kletterte aus dem Fenster. Sobald die frische Luft sie berührte, spürte sie ihr Flügeln, die sich an ihren Rücken geschmiegt hatten. Also flog sie, denn sie war ihr eigner Engel. Und sie flog. Auf, in ihr neues Leben.

Helena Autischer (HocHAKtuell)